Weihnachten ist wie in Deutschland auch in Spanien ein sehr wichtiges Familienfest, allerdings gibt es einige Traditionen, die in Deutschland weniger bekannt sind.
Die Adventzeit verläuft in Spanien eher ruhig, den Startschuss für die Weihnachtsfeiertage stellt die Weihnachtslotterie (Sorteo extraordinario de Navidad) dar. Sie gilt aufgrund der ausgespielten Gesamtsumme als größte Lotterie der Welt und findet in Spanien seit 1812 immer in der gleichen Form statt. Die meisten Spanier kaufen sich Lose für diese Lotterie und verfolgen die Ziehung, die über die öffentlichen Radio- und Fernsehsender übertragen wird, mit Spannung.
Die Heilige Nacht, die Noche Buena, ist der traditionelle Abend der Familie. Groß und Klein versammelt sich vor der Krippe um Villancicos (spanische Weihnachtslieder) anzustimmen. Begleitet von Tamburin und Reibtrommeln wird das Wiedersehen mit Verwandten gefeiert und meistens stößt man mit Cava, einer berühmten Variation des französischen Champagners, an und isst danach ausgiebig. . Eine spanische Weihnachtsspezialität ist das „Turron“, welches aus gerösteten Mandeln, Zucker, Honig und Eiern hergestellt wird und bei diesem Festessen natürlich nicht fehlen darf. Nach dem Essen wird die „Urne des Schicksals“ auf den Tisch gestellt. Darin befinden sich viele kleine Geschenke, aber auch Nieten. Jeder zieht dann solange, bis er ein Geschenk bekommen hat. Auch der Weihnachtsbaum, den wir bei uns als selbstverständlich ansehen, erran
g in Spanien erst in den letzten Jahrzehnten Beliebtheit. Daneben stellt die Krippe einen wichtigen Bestandteil des Weihnachtsfestes dar.
Um 24 Uhr findet die Mitternachtsmesse statt, die in Spanien „
Misa del Gallo“ - die Messe des Hahns - genannt wird, welcher die Geburt Jesu als erster verkündet haben soll. In den ländlichen Gebieten und kleineren Städten versammeln sich die Leute oft noch nach der Messe auf größeren Plätzen, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Feuer werden entzündet und teilweise wird bis in die Morgenstunden hinein gefeiert.
Am 25. Dezember trifft man sich wieder mit der Familie zum Mittagessen.
Dies jedoch nicht vor 14 Uhr, wie
in Spanien üblich. Essen und Plaudern
dauert dann viele Stunden, so dass keiner vor 18 Uhr vom Tisch aufsteht.
In einigen Regionen wie Katalonien und Navarra ist der 26. Dezember auch
ein Feiertag, und er wird ebenfalls mit der Familie oder mit Freunden gefeiert.
Am 28. Dezember sollte man besser auf der Hut sein, denn dies ist der
Día de los Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder)
, der ursprünglich an den von „Herodes“ angeordneten Kindermord erinnern sollte und den man mit dem 1. April in Deutschland vergleichen kann. Wer nicht aufpasst, der wird von seinen Mitmenschen gehörig zum Narren gehalten. Jede Zeitung, jede Fernseh- und Rundfunkstation bringt eine Ente. Vor allem Kinder auf den Dörfern spielen Streiche, die man ihnen an diesem Tag nicht übel nehmen darf. Also aufpassen!
Für viele ist jedoch Silvester die Nacht des Jahres. Und erneut verwöhnen sich die Spanier kulinarisch: gegessen wird bis 23 Uhr, wieder mit der Familie oder mit Freunden. Das Jahr wird dann so verabschiedet: für jede der zw
ölf letzten Sekunden des Jahres wird eine Traube gegessen, damit man im nächsten Jahr Glück hat. Danach stößt man an, um das neue Jahr gebührend willkommen zu heißen. Mit einem Feliz Año Nuevo ("Frohes Neues Jahr") wünschen sich die Spanier dann einen guten Rutsch.
Die zwölf Trauben (doce uvas) werden zu Hause, oder auf noch traditionellere Art, am Rathausplatz gegessen, in Madrid z.B. an der "Puerta del Sol". Von dort werden die letzten Glockenschläge des Jahres im Fernsehen direkt übertragen. Hunderte Menschen warten auf den Plätzen mit Freude und mit guter Stimmung auf den Jahreswechsel, essen schnell die Trauben und begrüßen das neue Jahr. Die Nacht wird lang, und viele, nicht nur Jugendliche, kommen erst dann wieder nach Hause, wenn die Sonne bereits seit Stunden scheint.
Die große Bescherung findet erst am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige (
Dia de los Reyes oder Reyes Magos), überreicht. Dieser Brauch geht auf die logische Schlussfolgerung zurück, dass das Jesuskind zwar am 24. Dezember geboren worden sein soll, die Heiligen Drei Könige aber auf ihren Dromedaren erst am 6. Januar eintrafen, um das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe zu huldigen.
Um das Ganze bildlich zu veranschaulichen, werden bis zum 5. Januar werden, soweit vorhanden, die Figuren der Heiligen Drei Könige in der Hauskrippe bewegt, bis sie am 6. Januar vor dem Jesuskind ankommen. Für die Kinder bedeutet dies, dass an diesem Tag die
Reyes (Könige) aus dem Morgenland kommen und ihnen die Geschenke bringen. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar putzen die Kinder ihre Schuhe besonders gut, stellen Kekse und Milch für die Heiligen Drei Könige und Wasser für die Kamele bereit und gehen ganz brav früh ins Bett. In der Frühe sind dann die Geschenke für die Kinder angekommen.
Für die Kleinsten, die noch daran glauben, werden in den meisten Städten am Abend des 5. Januar Straßenumzüge organisiert, bei denen die Heiligen Drei Könige oft persönlich Geschenke überreichen. Die werden entweder von den Städten spendiert oder die Eltern zahlen einen Obolus dafür oder bringen eigens gekaufte Geschenke vorher vorbei, die dann an jedes Kind von den Königen
ausgeteilt werden. Jedes Rathaus oder jedes Festkomimitee setzt für die Gestaltung des Umzugs eigene Vorstellungen um. In Lloret de Mar z.B. kamen die Könige jahrelang übers Meer mit dem Schiff, das dann an der Strandpromenade anlegte. Die Geschenke wurden anschliessend vor dem wunderbar geschmückten Rathaus verteilt. In den letzten Jahren aber haben sich die Heiligen Drei Könige sehr modernisiert - zu mindest in Lloret - und kommen mit dem Hubschrauber!
Nach diesem Empfang gehen Eltern und Kinder entweder nach Hause um sich am Drei-Königsmahl zu laben oder haben einen Tisch in einem der festlich geschmückten Restaurants reserviert, um diesen besonderen Abend bei einem umfangreichen und köstlichen Mahl ausklingen zu lassen.
Traditionell wird am Tag der Heiligen Drei Könige ein Dreikönigskuchen gegessen. Im Teig sind eine kleine Figur aus Porzellan und eine dicke Bohne versteckt. Wer das Figürchen erwischt, wird zum König gekrönt und soll viel Glück im neuen Jahr erfahren. Wer aber die Bohne erwischt, muss den Kuchen bezahlen.